Die erste Märzwoche 2022 - Herausforderung und Dankbarkeit für die Gemeinde Chemnitz

Die erste Märzwoche dieses Jahres hat besondere Höhepunkte für uns als Gemeinde Chemnitz bereitgehalten. Gleichzeitig haben öffentliche Ereignisse der Vergangenheit und Gegenwart die Geschwister unserer Gemeinde, aber auch alle Menschen der Stadt, besonders bewegt. Aber der Reihe nach:

Am Mittwoch, dem 2. März hat am Abend unser Apostel Ralph Wittich die Gemeinde besucht und mit einem Gottesdienst die Passionszeit begonnen. Geblieben ist aus dem Gottesdienst mit dem Textwort aus Lukas 9, 51 eine Zusage für uns alle

„… alles, aber wirklich alles fällt in Gottes Hand“.

Das Schlussgebet unseres Apostels war auch ein Friedensgebet für die unschuldigen Menschen in der Ukraine. Am Ende des Gottesdienstes wurde die Gemeinde noch auf ihr 125-jähriges Jubiläum aufmerksam gemacht — 125 Jahre mit vielen schönen und schweren Ereignissen

Wie so oft hat der Gottesdienst zum Gedenken an Entschlafene vom 6. März schon vorher die Geschwister der Gemeinde beschäftigt. Insbesondere, da in diesem Jahr vor 77 Jahren am Vorabend um ca. 21 Uhr bei einem Bombenangriff 80 % der Innenstadt vollständig zerstört wurde und tausende Menschen ihr Leben verloren haben. Am nächsten Tag, dem 6. März 1945, war nichts mehr so wie vorher. Dieser Tag hat die Stadt bis heute geprägt.

Für die Konfirmandinnen und Konfirmanden der Gemeinden Chemnitz, Zschopau und Limbach-Oberfrohna ist es, wie für uns alle, nicht einfach den Gottesdienst zum Gedenken an Entschlafene in seinen Inhalten und Zielen zu begreifen. Die Konfirmandenlehrer hatten sich deshalb vorgenommen unseren jungen Geschwistern an diesem Wochenende vor und während des besonderen Gottesdienstes eine Brücke zum Verständnis zu bauen. Es sollte ihnen veranschaulicht werden, was Gottesnähe und -ferne aber auch Schuld, Vergebung und Versöhnung für uns als Christen bedeuten.

Aus diesem Grund wurden am Sonnabend die Konfirmanden, ihre Eltern und die Gemeinde eingeladen gemeinsam einen besonderen Film anzuschauen: „Die Hütte - Ein Wochenende mit Gott“. Wer sich für den genauen Inhalt interessiert, kann diesen z.B. in der Wikipedia nachlesen.

Es ist ein thematisch vielschichtiger Film, der uns in einer eindrücklichen Bildsprache die Themen Beziehung zu Gott, Vergebung, Gnade, Versöhnung, Liebe und Hoffnung nahegebracht hat. Es war ermutigend mitzuerleben, wie der Protagonist Mack in seinem inneren Hadern zu Gott, seiner Trauer gegenüber eigener Schuld und Selbstvorwürfen, schließlich durch die intensive bildhafte Auseinandersetzung mit dem dreieinigen Gott, Frieden und neuen Mut findet. So wird das „Wochenende mit Gott“ für Mack zu einem tiefgreifenden lebensveränderten Erlebnis. Eine große Nachdenklichkeit war danach bei uns Zuschauenden zu spüren. Das gemeinsame Gebet mit unserem Gemeindevorsteher hat uns am Schluss auf den Gottesdienst zum Gedenken an Entschlafene am Sonntag eingestimmt.

In Vorbereitung auf den Sonntag haben sich die Konfirmandinnen und Konfirmanden damit beschäftigt, ob sie Menschen kennen, die nicht mehr leben, denen sie aber wünschen, dass sie die gleiche Gottesnähe erleben, wie sie uns allen angeboten wird. Das Ergebnis waren Präsentationen in der jeder Konfirmand und jeder Konfirmandenlehrer uns einen Menschen aus seinem Umfeld oder dem öffentlichen Raum vorgestellt hat, der schon verstorben ist: Junge Meschen, wie Emilia, die freiwillig aus dem Leben geschieden sind; liebe Verwandte, an die wir gern denken, aber auch Freddie Mercury oder Götz Werner - Gründer der dm-Märkte. Die Präsentation wurde kurz vor Gottesdienstbeginn eingespielt und erreichte eine bewegte Gemeinde.

Wie schon mehrmals in der Vergangenheit wurde auch dieses Jahr die Gemeinde in der Vorwoche aufgefordert, zum Gottesdienst eine Blume für einen Menschen mitzubringen, an den sie sich gern erinnern. Die Konfirmanden haben die Blumen vor dem Gottesdienst mit der tatkräftigen Hilfe von zwei Schwestern gesammelt, sortiert und in große Vasen zusammengestellt. Kurz nach Gottesdienstbeginn, nach dem Eingangsgebet, haben die Konfirmanden die Blumen dann als beeindruckendes Blumenmeer vor den Altar abgestellt.

Im Gottesdienst mit dem hoffnungsvollen Textwort aus Psalm 139, Vers 8 - 10 wurden die Gebete und Wünsche zusammengefasst:

„… ich bin für alle, die mich suchen immer da“.

Während des Gottesdienstes wurde deutlich, dass zwei der Blumenvasen mit blau-gelben bzw. weiß-blau-roten Blumen an die gefallenen ukrainischen und russischen Soldaten und die vielen unschuldigen ukrainischen Frauen, Kinder und alten Menschen erinnern.
Der Gottesdienst wurde mit bekannten Friedenslied Shalom Chaverim — Schenk uns Frieden beendet.

Seinen Abschluss fand der Sonntag mit dem Besuch des Städtischen Friedhofs durch eine Gruppe von Geschwistern. Auf den Grünen Wiesen, dem Friedhofsteil mit den anonymen Bestattungen, wurden auf dem zufällig ausgewählten Abschnitt von 1979 die Blumen vom Altar abgelegt und in einem kurzen Gebet an all die gedacht, die vielleicht von den Menschen vergessen sind aber vor Gott alle einen Namen behalten.

Das erste Märzwochenende war für alle, die Konfirmanden und ihre Lehrer, die Geschwister der Gemeinde und sicher für viele Seelen in der Ewigkeit, ein großes und bleibendes Erlebnis.